Manchmal – wenn ich durch alte Aufzeichnungen blättere, scrolle, klicke – bin ich überrascht, was ich dort finde. Manchmal weiß ich noch den Schreibanlass. Manchmal kommt mir noch die Inspiration meines früheren Ichs in den Sinn – ein Lied, ein Gefühl, ein Bild, ein Erlebnis, ein Satz…. manchmal aber auch nichts von alle dem. Und ich staune, welche Worte einmal aus mir gestolpert sein müssen. Ich kann mich bisweilen nicht einmal daran erinnern, dass ich sie gedacht, in mir gehört oder geschrieben habe. Ganz so als kämen sie von anderswo, als hätte ich sie aufgeschnappt von einer anderen Person.
Und manchmal lasse ich mich von ihnen inspirieren, trete mit mir selbst in dialog, mit einer anderen Zeit, mit einer anderen Welt, die einmal meine war. Ich nehme den Faden wieder auf, der irgendwo verloren ging und mich doch irgendwie immer noch webt. So ist folgender Text heute entstanden.
und wieder
raphaela soden Okt 2020/Juni 2021
bröckelt der putz
mühesam verspachtelte innenflächen
frei liegt mein narbengeflecht
und wieder
stockt mir mein atem
hört einfach auf
und ich weiß nicht
warum
und wieder
rieselt der staub
alles zerrinnt
ist windhauch
gnadenlos aus staub gemacht
aus dem staub gemacht
meine rettungsringe
die hoffnung
das leben
wie weggeblasen
und wieder
windhauch
ruach
das letzte ausatmen
staublunge
staubwolken
aus endlich zerbröselnden luftschlössern
und wieder
windhauch
leises säuseln
alles ist aus staub
und kehrt zurück
kehrt um
ich weiß nicht
wohin
und wieder
wächst gras
über mich
und vielleicht
spielt sanfter wind
mit meinen halmen