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und wieder

und wieder

    Manchmal – wenn ich durch alte Aufzeichnungen blättere, scrolle, klicke – bin ich überrascht, was ich dort finde. Manchmal weiß ich noch den Schreibanlass. Manchmal kommt mir noch die Inspiration meines früheren Ichs in den Sinn – ein Lied, ein Gefühl, ein Bild, ein Erlebnis, ein Satz…. manchmal aber auch nichts von alle dem. Und ich staune, welche Worte einmal aus mir gestolpert sein müssen. Ich kann mich bisweilen nicht einmal daran erinnern, dass ich sie gedacht, in mir gehört oder geschrieben habe. Ganz so als kämen sie von anderswo, als hätte ich sie aufgeschnappt von einer anderen Person.

    Und manchmal lasse ich mich von ihnen inspirieren, trete mit mir selbst in dialog, mit einer anderen Zeit, mit einer anderen Welt, die einmal meine war. Ich nehme den Faden wieder auf, der irgendwo verloren ging und mich doch irgendwie immer noch webt. So ist folgender Text heute entstanden.

    und wieder
    bröckelt der putz
    mühesam verspachtelte innenflächen
    frei liegt mein narbengeflecht

    und wieder
    stockt mir mein atem
    hört einfach auf
    und ich weiß nicht
    warum

    und wieder
    rieselt der staub
    alles zerrinnt
    ist windhauch
    gnadenlos aus staub gemacht

    aus dem staub gemacht
    meine rettungsringe
    die hoffnung
    das leben
    wie weggeblasen

    und wieder
    windhauch
    ruach
    das letzte ausatmen
    staublunge
    staubwolken
    aus endlich zerbröselnden luftschlössern

    und wieder
    windhauch
    leises säuseln
    alles ist aus staub
    und kehrt zurück
    kehrt um
    ich weiß nicht
    wohin

    und wieder
    wächst gras
    über mich
    und vielleicht
    spielt sanfter wind
    mit meinen halmen

    raphaela soden Okt 2020/Juni 2021


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